19-11-2025
In der Boutique von Zhang Mengting in Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong schaut sich eine Touristin aus dem Ausland aufmerksam ein handgefertigtes Seidenkleid von Kunsthandwerkern aus Yunnan an. Was als gemütlicher Spaziergang an der Küste begann, endete mit dem Kauf des Kleides.
In Zhangs Gesch?ft verschmelzen historische Textilien wie Yun- und Song-Brokate mit modernen Schnitten und ziehen so Kundinnen und Kunden aus dem In- und Ausland an.
Dieser Erfolg zeugt von der wachsenden Beliebtheit der Mode im ?neuen chinesischen Stil“ in Shandong – der Provinz, in der Konfuzius geboren wurde –, wo solche zeitgen?ssischen Designs die traditionelle chinesische ?sthetik neu beleben.
?Viele junge Leute empfanden traditionelle Elemente zun?chst als altmodisch“, sagt Zhang. ?Aber wenn sie die Kleidungsstücke erst einmal anprobiert haben, sind sie oft überrascht, wie gut sie ihnen stehen.“ Sie erinnert sich an eine skeptische Kundin, die nach der Anprobe der Outfits bei ihrem zweiten Besuch gleich drei Teile kaufte und nun regelm??ig online bestellt.
Laut Zhang geht es in der Mode beim kulturellen Selbstbewusstsein nicht um Slogans, sondern darum, welche Kleidung Menschen w?hlen. Sie betont, dass die Lebendigkeit jeder Modekultur letztendlich in ihrer ?ffentlichen Akzeptanz liegt.
Seit der Er?ffnung ihres ersten Gesch?fts im Jahr 2023 haben Zhang und ihr Gesch?ftspartner ihr Franchise-Unternehmen auf acht Filialen in der Küstenstadt ausgeweitet.
Dieser Trend h?lt auch in der Unternehmenswelt Einzug. Als die Elink Group mit Hauptsitz in Qingdao neue Uniformen zu ihrem 50-j?hrigen Jubil?um ausw?hlte, entschieden sich die Mitarbeiter mit überw?ltigender Mehrheit für den ?neuen chinesischen Stil“ anstelle westlicher Alternativen wie legerer Kleidung im britischen Stil.
?Dies spiegelte ein kollektives Erwachen des kulturellen Bewusstseins wider“, sagt ein Unternehmenssprecher. Diese Entwicklung wurde bereits vor zehn Jahren von der Modeabteilung der Gruppe vorhergesehen, die eine Plattform schuf, um den ?neuen chinesischen Stil“ von Laufstegen auf funktionale Arbeitskleidung zu übertragen.
Das Unternehmen konzentriert sich auf die ?funktionale übersetzung kultureller Symbole“, wie aus Projekten für die Kosmetikmarke Pechoin und China United Airlines ersichtlich ist. Für die Kosmetikmarke integrierten Designer Stehkragen und Knotenkn?pfe aus umweltfreundlichen Stoffen. Für die Fluggesellschaft entwarfen sie eine Uniform, die ein vielseitiges, knitterfreies Design mit ?stlicher ?sthetik verbindet.
Im Kreis Caoxian in der Provinz Shandong, dem Zentrum der Branche für chinesische Hanfu-Bekleidung, floriert die Innovation. Zu den immer zahlreicher werdenden jungen Designern, die sich in der Region niederlassen, geh?rt auch Chen Long, der hier sein Unternehmen gründete, um seine kreative Vision zu verwirklichen.
Chen zog letztes Jahr nach Caoxian und kaufte dort eine Produktionslinie für Bekleidung. Seitdem führte er antistatische, leitf?hige Garne ein und erg?nzt traditionelle Kleidungsstücke um praktische Details wie Taschen. ?Dank der effizienten lokalen Lieferkette kann ich hier innerhalb eines Tages eine Designidee in ein tragbares Kleidungsstück verwandeln“, so Chen.
Von Touristensouvenirs bis hin zu Firmenuniformen hat sich der ?neue chinesische Stil“ von einem Nischenthema zu einem Statement der breiten Masse entwickelt und beweist, wie Zhang es ausdrückt, dass ?kulturelles Selbstbewusstsein nicht nur behauptet, sondern getragen wird“.